Manchmal gibt es durch etwas verrückte Umstände und lächerliche Ideen ganz lustige Reisen. Ich habe vor kurzem einen etwas verrückten Trip durch Asiens Megacities erlebt. Ich bin innerhalb drei Wochen von Hanoi nach Hong Kong gereist, von dort nach Shenzhen und Guangzhou, weiter nach Shanghai und von dort schlussendlich nach Manila.
Das war alles eigentlich gar nicht so geplant, aber irgendwie bin ich den den grössten Städten Asiens gelandet. Eigentlich hat alles damit begonnen, dass ich einen Freund in Guangzhou besuchen wollte. Das habe ich schussendlich auch gemacht, was dann diese wirre Route der Megacities ergeben hat.
Hanoi
Hanoi ist für asiatische Verhältnisse mehr ein Dorf als eine Stadt. Mit nur 1.5 Millionen Einwohnern ist alles recht übersichtlich und schnell zu erreichen. Hanoi ist aber eine Stadt ohne Wolkenkratzer oder glamouröse Einkaufszentren, sondern eher eine alte südostasiatische Marktstadt. Hier wird gehandelt, auf den Strassen gespielt und gegessen und auch mal ein Nickerchen gemacht. Hanoi war für mich der Abschluss des ersten Teils meiner Südostasienrundreise. Was genau du in Hanoi sehen und erleben solltest, habe ich im letzten Beitrag ausführlich beschrieben. In Hanoi wars kalt und nass, also gings von hier aus weiter Richtung China….
Hong Kong
Mein erster Stopp in China, perfekt um sich an eine neue Lebensweise zu gewöhnen. Hong Kong bietet sich dafür an. Mit 7.1 Millionen Einwohnern eine der chinesischen Megacities, der britische Einfluss ist jedoch deutlich zu spüren. Die Stadt ist kosmopolitisch und bietet alles in Hülle und Fülle. Alle internationalen Marken sind hier ebenso zu finden wie Essen aus aller Welt. Dementsprechend viele Expats leben hier, was die Stadt zu einem Schmelztiegel der Kulturen macht.
Ich muss mich aber ganz kurz und schnell mal umstellen, denn es ist so anders als die letzten paar Monate in Südostasien. Auf den Strassen fahren plötzlich Autos anstatt Mottorräder, wenn ich eine Flasche Wasser kaufen will, kann ich nicht mehr an der nächsten Strassenecke einem fliegenden Händler eine abkaufen, sondern muss in ein richtiges Geschäft gehen. Die Leute warten am Fussgängerstreifen bis die Ampel grün ist. Ja, hier gibt es Ampeln, die funktionieren! Und auch alles andere. Starbucks, Mc Donalds, Deutsche Bäckereien und einfach alles, was Herz und Magen begehrt. Irgendwie bin ich ein bisschen erschlagen von der ganzen Fülle, aber ich geniesse es. Hong Kong ist eine wirklich tolle Stadt, ein super Mix aus Ost und West, Tradition und Moderne. Da wusste ich aber noch nicht, was mich auf Festlandchina erwarten würde…
Guangzhou/Shenzhen
Von Hong Kong mit dem Zug direkt nach Guangzhou dauert nur knappe zwei Stunden. Hier besuche ich Dave. Dave war vor genau 10 Jahren mein erster Couchsurfer. Damals wohnte ich noch bei meiner Familie und alle hatte eine tolle Zeit mit ihm. Er ist Kanadier und reiste als Backpacker durch Europa. Irgendwie ist er dann schlussendlich in China gelandet, wo er heute zwei Englischschulen führt. Also genau 10 Jahre später holt er mich am Bahnhof in Guangzhou ab, das Wiedersehen ist grossartig. Ich werde ein paar Tage lang einfach nur verwöhnt und geniesse es, mich für einmal um nichts kümmern zu müssen. Tatsächlich lebt auch Obamas Bruder hier, welcher in Shenzhen ein Restaurant führt, was wir natürlich auch austesten.
Guangzhou ist die grösste Stadt im Perflussdelta, welches zu den grössten zusammenhängenden Megametropolen der Welt gehört. Die Städte hier greifen ineinander über und es leben über 100 Millionen Menschen hier. Die Region wird auch als “Fabrik der Welt” bezeichnet, hier wird produziert wie sonst nirgendwo.
Der Fortschritt und die Anspannung liegen in der Luft, fast greifbar wirkt die Begeisterung. Thema Nummer 1 ist Geld, ebenso wie Thema Nummer 2 und 3. Im Sekundentakt brausen Luxuswagen vorbei, die Wolkenkratzer sind so hoch, neu und glänzend, wie ich es sonst nirgendwo erlebt habe. Ich kann mich kaum erholen, das habe ich so nicht erwartet. Europa erscheint mir plötzlich als alteingesessenen, hinterherhinkenden und langweiligen Kontinent. In China ist alles schnell, neu und aufregend. Ich bekomme eine völlig neue Welt zu sehen. Es gibt keine Arbeits- oder Freizeit, denn grundsätzlich ist immer Arbeitszeit. Alle treiben voran, es gibt kein Stillstand und keine Pause. Für mich fremd, aber unglaublich eindrücklich.
Shanghai
Hier angekommen, kann ich die Begeisterung für China nicht ganz aufrechterhalten. Klar, Shanghai ist eine tolle Stadt und wenn ich diese zuerst gesehen hätte, wäre ich wahrscheinlich ebenso begeistert gewesen wie von Guangzhou. Aber wenn man mit Einheimischen unterwegs ist, wie ich in Guangzhou, lernt man eine Stadt einfach anders kennen.
In Shanghai schaue ich mir all die Sehenswürdigkeiten an. Das spannende hier ist der Mix von alt und neu, allem voran natürlich ein Spaziergang am Bund, der Uferpromenade gegenüber der Sonderwirtschaftszone Pudong. Hier kann einerseits die weltbekannte Skyline Shanghais bestaunt werden, andererseits die vielen historischen, europäischen Bauten. Shanghai ist toll, reisst mich aber nicht aus den Socken. Die Masse an Menschen ist aber auch hier jenseits meiner Vorstellungskraft. Im Ballungsraum Shanghai leben 25 Millionen Einwohner. Natürlich sind das nur die, die auch angemeldet sind….
Manila
Angekommen auf den Philippinen heisst auch wieder einen (oder mehrere) Schritte zurück. Es ist wieder brütend heiss, Kinder in Lumpen säumen die Strassen und das Chaos ist unerträglich. So ein krasses Verkehrschaos habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Alles hupt, ächtzt und stinkt, es ist laut und dreckig. Das Einzugsgebiet von Manila hat geschätzte 20 Millionen Einwohner.
Manila fasziniert mich irgendwie. Gleichzeitig ist die Stadt aber auch nervig, da alles so anstrengend ist. Als Fussgänger ist es hier praktisch unmöglich zu überleben, also reise ich mit den spottbilligen Taxis rum. Das ist allerdings nervenaufreibend, oft gehts nur ein paar Zentimeter vorwärts. Für ein paar Kilometer in der Stadt gehen da schon mal anderthalb Stunden drauf.
Nun bin ich wirklich froh, kann ich von hier aus nach Palawan fliegen und die nächsten Wochen in ruhigeren Gefilden verbringen. Das Meer mit seiner Unterwasserwelt ruft mich, ich brauche dringend eine Pause vom Grossstadtdschungel und vom Lärm. So spannend und grossartig es doch ist, ich bin eben doch ein Landei!
Fazit
Mein wirklich verrückter Trip durch Asiens Megacities war krass, grossartig und beeinruckend. Ich habe vieles gesehen, bin von einer Kultur in die nächste gesprungen, habe so eindrückliche Dinge gesehen wie nie zuvor und bin froh, dass es so gekommen ist. Vor allem auch, da der erste Plan für eine China Reise eigentlich in Kunming hätte starten sollen. Ich wäre genau während des Amoklaufes im Busbahnhof in Kunming gewesen, wo über 40 Menschen gestorben sind. Wieder einmal ein Danke an meinen Reiseschutzengel…
Ich brauche aber einen Ausgleich und daher gibt für mich in nächster Zeit erstmals ganz viel Natur, Unterwasserwelt, Bergbesteigungen und Dschungel….